Als ich Ayoka dann das erste Mal begegnet bin, dachte ich sofort, dass sie etwas besonderes ist. Gar nicht so kitschig, wie es jetzt klingt, sie war einfach anders. Sie hat mit 10 Welpen eines 12er Wurfes zusammengelebt, die knapp eine Woche älter waren als sie und leider vor allem teilweise deutlich größer. Dadurch lernte ich sie als kleine Giftnudel kennen, die notgedrungen immer laut und grantig sein musste, um sich die anderen vom Leib halten zu können. Und sie hatte es einfach mehr mit Menschen.
Ihre nächste Eigenart als Baby im Zwinger war es, unauffällig und unaufdringlich dem Menschen einfach still und heimlich zu folgen und sich neben ihn zu setzen und zu warten, ob sie vielleicht doch ein wenig Aufmerksamkeit bekommt. Während die anderen 10 einem also vor lauter Aufregung die Beine zerkratzt haben, taperte Madam einfach immer hinterher, setzte sich und schaute einen mit ihren Knopfaugen an. Selbst beim Füttern, wenn die anderen wie die Scheunendrescher über die Mahlzeit herfielen und ich dachte, ich könnte in Ruhe saubermachen, lief sie immer mit (und machte mir ein schlechtes Gewissen, weil sie sogar ihr Futter für ein wenig Aufmerksamkeit von mir stehen ließ).
Ausreise
Nachdem ich dann Mitte Januar wieder zuhause war und bereits die nächste Tour einer der Pflegestellen anstand, kam die Frage auf, welche Hunde denn mit ihr ausfliegen können. Um fliegen zu dürfen, braucht der Hund entweder eine Pflegestelle oder eine neue Familie in Deutschland. Ayoka war eine der wenigen, die noch klein und leicht genug fürs Handgepäck waren, es gab nur keine Pflegestelle. Also habe ich mich kurzerhand bereit erklärt von Hamburg nach Stuttgart zu fahren und sie und einen des 12er Wurfes, der in Norddeutschland eine neue Familie gefunden hat, am Flughafen abzuholen und zu mir auf Pflege zu nehmen. Ich war mir sicher, ich würde in den, bis zum Start meines Pflichtpraktikums verbleibenden, 3,5 Wochen bestimmt eine tolle Familie für die kleine Maus finden. Doch es kam anders.
Welpenzeit
Ayoka war ein wirklich angenehmer Welpe, bis auf die Tatsache, dass sie einfach nicht stubenrein werden wollte, was sicher auch an unserer Ausweichwohnung lag, in die wir während der Sanierung unserer eigentlichen Wohnung einquartiert wurden. Diese befand sich nämlich im 5. Stock und als sie einzog, war leider der Fahrstuhl für mehrere Wochen defekt, sodass ich sie 8 Mal am Tag + mehrfach in der Nacht 5 Stockwerke hinunter und wieder rauf tragen durfte. Ich war echt fit zu der Zeit 😀
Kleine Marotten wie das Anschlagen, wenn jemand den Schlüssel in die Tür steckte, hat sie schnell abgelegt und sie ist super pfiffig, was mir ihre Erziehung deutlich erleichtert hat. „Bleib“ habe ich eigentlich nie wirklich üben müssen, sie konnte es nach einer Korrektur einfach. „Sitz“ konnte sie bereits nach unserem Spaziergang in Stuttgart nach dem Flug. Auf Pfiff reagierte sie lange Zeit sofort (aktuell sind wir in der Pubertät und Mütter werden das genervte „gleeeeheeeich“ kennen), auch das, ohne, dass es je großartig hätte geübt werden müssen. Ich hatte mir also unbewusst für die Stadt genau den richtigen Hund ausgesucht.
Wer mag schon Teenager?
Ich habe lange auf eine Phase gewartet, in der Ayoka mal anstrengend sein würde. Kurz vor ihrer ersten Läufigkeit fing sie an unsicherer zu werden, vermehrt ihr komisch vorkommende Dinge bzw. leider auch Menschen anzubellen. Aber immer legten sich ihre kleineren Macken recht schnell wieder. Sie ist ein Hund, der seinen eigenen Kopf hat und das finde ich auch gut so. Ohne Labradorhaltern auf den Schlips treten zu wollen, ich hatte schließlich selbst jahrelang welche als Pfleglinge, Labradore sind mir einfach zu langweilig. Für andere sind sie sicher die perfekten Hunde, für mich nicht. Yoki ist genau die richtige Mischung aus „alles klar, mache ich“ und „bist du sicher, dass du das ernst meinst?“. Sie lässt mich nicht unaufmerksam durch die Gegend laufen (das würde sie sofort ausnutzen), während ich mich gleichzeitig auf sie verlassen kann.
Hundefreunde
Sehr erleichert bin ich darüber, dass sie ihre Angst vor fremden Hunden, die sie aus Griechenland mitbrachte, schließlich kannte sie ja nur diese 10 anderen Welpen, fast zur Gänze abgelegt hat. Bzw. ist ihre neue Vorsicht eher der Tatsache geschuldet, dass sie beim Spielen mit größeren/schwereren Hunden leider drei Mal unglücklich auf den Rücken geknallt ist. Seit dem letzten Mal hat sie nun einfach keine Lust mehr auf a) hektische Jungrüden und b) sehr körperbetont spielende Hunde über 20kg und schnappt diese konsequent erstmal auf Abstand.
Insgesamt spielt sie deutlich besser mit Hündinnen als mit Rüden, bei letzteren ist das Spiel irgendwie immer „angesext“. Es entsteht meist aus dem Versuch des Rüden heraus ihr an die Wäsche zu gehen. Ihre Kumpels Felix (der dicke Labrador) und Johnny (ein rumänischer Husky-Wasauchimmer) sind die einzigen Ausnahmen.
Ihre beste Freundin ist die Mexikanerin Heidi, die ab und an auch mal für ihre Schwester gehalten wird.
Auf Achse
Natürlich habe ich früh angefangen, sie an alle möglichen Formen von Transportmitteln zu gewöhnen. Mir war immer klar, dass ich in der Großstadt und mit meinem Lebensstil einen Hund brauche, den ich problemlos überall mit hin nehmen kann. Dadurch ist sie nun verdammt relaxt was U- und S-Bahn, Bus, Auto oder Zugfahren angeht. Die erste längere Strecke im Zug hat sie ja bereits am Tag ihrer Ankunft in Deutschland von Stuttgart nach Hamburg hinter sich gebracht, ein halbes Jahr später waren wir dann auf einem Kalymniotentreffen in München. Außerdem pendeln wir regelmäßig mit dem Zug knapp 2 Stunden zur Uni. Was man beim Zugfahren mit Hund in Deutschland beachten muss, erkläre ich auch nochmal gesondert.
Der beste Hund der Welt, natürlich
Dass Yoki so in mein Leben gestolpert ist, war nicht geplant, obwohl man einwenden könnte, dass ich es mit der Arbeit im Tierschutz provoziert habe. Dennoch bin ich so wahnsinnig froh diese verrückte, sture und liebenswerte kleine Tante an meiner Seite zu haben und freue mich wahnsinnig auf die nächsten Jahre mit ihr.
Sie ist für mich, natürlich, der beste Hund der Welt 😉